Howard Hodgkin

As Times Goes By

 

Howard Hodgkin zählt zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlern Grossbritanniens. Seine Werke visualisieren vibrierende Farbklänge, die an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion Emotionen und Erinnerungen auslösen. In seinem jüngsten, über­dimensionalen Werk As Time Goes By setzt Hodgkin seine üppigen, fluiden Malgesten mit grösster Spontaneität und Heftigkeit ein und erzeugt so ein betörendes Meisterwerk. Mit einer Breite von rund sechs Metern ist dieses Werk die grösste Druckgrafik, die er bis anhin geschaffen hat. Die Galerie Andres Thalmann präsentiert dieses raumgreifende Schlüsselwerk aus Hodgkins aktueller Schaffens­pe­riode im Kontext seines druckgrafischen Oeuvres.

 

In einer vielzitierten Aussage umschreibt Howard Hodgkin seine künstlerische Position: “I am a representational painter but not a ­painter of appearances. I paint representational pictures of emotional situations.” In seinen sinnlichen Farbkompositionen evoziert Hodgkin die Erinnerung an Begegnungen und Orte und die damit verbundenen Stimmungen. Seine Erinnerungen werden durch den Malakt lebendig. Hodgkin schafft oft widersprüchliche Kompositionen. Eindrücke und Gefühle rekonstruiert er und verunklärt sie gleichzeitig, indem er intensive Farbkontraste mit deutlichen Zeichen durchsetzt und sukzessive übereinander schichtet. Mit einem gemalten Rahmen wird die suggestive Wirkung der pulsierenden Farbräume noch akzentuiert.

 

In der Bildstruktur kommen die Konfigurationen nur verhüllt zum Vorschein. Oft kreiert Hodgkin mit aneinander gereihten Farbtupfern oder breiten Pinselstrichen eine zusätzliche Ebene, die sich dem Bild als Textur einschreibt. Im Werk As Time Goes By geraten die Farbtupfer, die Hodgkin gerne als autonome Zeichen definiert, zum eigentlichen Bildgegenstand. In ihrer spontanen Setzung bilden sie ein loses Raster. Da die Tupfer in unterschiedlichen Farben und zuweilen übereinander aufgetragen sind, entstehen mehrere Raster, die sich visuell überlagern und der Komposition eine starke Tiefenwirkung verleihen.

 

Seit den späten siebziger Jahren erzeugt Hodgkin druckgrafische Blätter. Zahlreiche Werkserien sprechen von seinem Bestreben, druckspezfische Methoden fortwährend auszureizen und mit seinen malerischen Errungenschaften zu verbinden. Der Künstler bereichert die Druckgrafik um eine wesentliche Innovation, indem er die Handkolorierung als integralen Bestandteil in den Druckprozess einführt. Während Grafiken üblicherweise am Schluss von Hand koloriert werden, setzt Hodgkin sie zunehmend in den unterschiedlichen Druckphasen ein. Die von Hand aufgetragenen Malgesten verleihen den Blättern eine üppigere Textur und verstärken durch ihren dezenten Glanz das Oszillieren der Bildebenen.

 

Im Rahmen seiner Druckgrafik entwickelte Hodgkin einen eigen­ständigen Zyklus. Inspiriert von Postern gestaltete er unter anderem seine grossformatigen Palmen-Bilder. In einer plakativen Formen­sprache hat er Sinnbilder entwickelt, die eine exotische Atmosphäre versprühen. Über Howard Hodgkins druckgrafische Oeuvre ist 2003 im Thames & Hudson Verlag unter der Federführung von Liesbeth Heenk und Nan Rosenthal ein umfangreicher Catalogue Raisonné erschienen.

 

1932 in London geboren, besuchte Howard Hodgkin die Camberwell School of Art und die Bath Academy of Art in Corsham. Im Jahre 1984 vertrat der Künstler Grossbritannien an der Biennale von Venedig. Ein Jahr später war er Turner-Preisträger. Seit über vierzig Jahren figurieren seine Werke in internationalen Ausstellungen sowie in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen auf der ganzen Welt. Zu ­seinen bedeutenden Ausstellungen gehört die Schau Paintings 1975-1995, die am Metropolitan Museum of Art in New York eröffnet wurde und in Fort Worth, Düsseldorf und London Halt machte, gefolgt von einer grösseren Retrospektive am Irish Museum of Modern Art in Dublin (2006), die von Tate Britain und vom Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid übernommen wurde. Das Metropolitan Museum of Art in New York zeigt bis November 2010 Hodgkins ­Serien “Into the Woods” und “Venice”, die sich in der Sammlung des ­Museums befinden.

 

Ruth Littman

 

Biografie

Presse text (pdf)


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