Sue Arrowsmith
The Light that Carries Me
Galerie Andres Thalmann, Zurich
Vernissage Donnerstag, 15. Mai 2025, 18 – 20 Uhr
Ausstellung, 16. Mai – 19. Juli, 2025
In ihrer neusten Werkserie erforscht Sue Arrowsmith das Zusammenspiel von Licht, Natur und Oberfläche auf beeindruckend poetische Weise. Im Gespräch mit der Künstlerin wird deutlich, wie tief ihre Arbeit im Erleben der natürlichen Welt verwurzelt ist – und wie intuitiv ihr kreativer Prozess verläuft. Zwischen reflektierenden Metallflächen, lyrischen Bildtiteln und der Kraft der Farbe erzählt Arrowsmith von ihrer Inspirationsquelle: dem Licht, das alles durchdringt.
Galerie Andres Thalmann: Der Titel der Ausstellung lautet The Light that Carries Me. Licht scheint das zentrale Thema in Ihren Arbeiten zu sein. Ihre älteren Werke zeichnen sich durch eine reduzierte Palette aus – neutrale Farben wie Schwarz, Weiss und Grautöne. Einige dieser Arbeiten erinnern an Papierschnitte, an das Wechselspiel von Licht und Schatten.
Ihre aktuellen Werke hingegen verwenden eine breitere Farbpalette und sehr leuchtende Farben wie Rot oder Pink sowie metallische Töne, die das Licht reflektieren. Welche Bedeutung hat das Licht in Ihren Arbeiten? Ist es Symbol oder visuelles Element?
Sue Arrowsmith: Licht ist alles. Es ist das zentrale Element in meiner Arbeit. Von den Fotografien, die ich im Park mache, wenn ich durch die Baumkronen nach oben blicke, bis hin zum projizierten Bild an der Wand meines Ateliers und dem Spiel von Reflexion und Absorption des Lichts auf meinen metallischen Tafeln.
Meine jüngsten Gemälde sind niemals statisch. Im Verlauf des Tages, mit der Bewegung des Lichts, pulsiert es über ihre Oberflächen und wird reflektiert.
GAT: Die Titel von Werken haben für jede:n Künstler:in eine andere Bedeutung. Für manche sind sie nebensächlich, für andere sind sie wohlüberlegt und ein Teil des Werks. Wie stehen Sie zu den Titeln Ihrer Werke? Wie entstehen diese?
SA: Meine Titel sind poetisch. Wenn ich ein fertiges Gemälde betrachte, finde ich seinen Namen. Ich liebe es, Gedichte zu lesen und Songtexte zu hören. Ich denke viel über die Natur nach, da ich viel Zeit draussen verbringe. Die Energie, die man in einer natürlichen Umgebung spürt, inspiriert mich zutiefst. Meine Titel sind oft ein Ausdruck all dessen – ein Gefühl, etwas, das ich gelesen oder gehört habe, oder etwas, das mir einfach in den Sinn kommt.
GAT: Wie wählen Sie die Farben und Formate Ihrer Werke?
SA: Die Bedeutung von Licht war schon in meinen früheren Arbeiten offensichtlich. Damals war ich stärker an der Struktur der Dinge interessiert, die ich malte – vor allem Bäume, oft in grossem Massstab. Einige meiner Arbeiten waren schwarz auf schwarz, wobei ich mit glänzenden und matten Farben gearbeitet habe. Diese Werke machten das Licht auf eine andere Weise erfahrbar. Selbst grosse Werke wurden durch das sich bewegende Licht lebendig. Ich habe diese Gemälde nie als dunkel empfunden – vielmehr schienen sie das Licht nach vorne zum Betrachtenden zu drücken.
Später begann ich mich für metallische Materialien zu interessieren, nachdem ich eine Designerin getroffen hatte, die Goldtinte auf ihren Textilien verwendete. Die Entdeckung von Gold war für mich eine Offenbarung. Es war auch ein natürliches Element – echt, nicht künstlich. Das hat mir gefallen. Ich erkannte nicht nur, wie schön goldene Tinten und Farben sind, sondern auch, wie „echt“ Blattmetall ist – so glänzend und verführerisch. Das ist inzwischen eine kostspielige Leidenschaft geworden! Gold gibt es in unzähligen Nuancen wie Champagne, Moon oder Rose. Auch Silber und Kupfer verändern sich durch Oxidation – sie altern quasi, was sich sehr menschlich und organisch anfühlt.
Tatsächlich ist dies meine erste Einzelausstellung, die sich vollständig auf Gemälde mit Blattmetall konzentriert.
Die Grössen und Formate der Werke ergeben sich bei mir ganz intuitiv – abhängig von den Bildern, die ich habe, und dem, was ich als nächstes machen möchte. Das zuletzt entstandene Werk beeinflusst oft das nächste. Manchmal sehe ich etwas in einer Ausstellung, in einem Buch oder online, das mir eine Idee für ein neues Werk gibt.
GAT: Gab es ein Ereignis oder eine Person, die Sie in Ihrer künstlerischen Arbeit besonders beeinflusst hat?
SA: Ich habe die Leichtigkeit und Eleganz in Henri Matisse Arbeiten schon immer geliebt. Wie er mit einer einzigen Bewegung ein Gesicht zeichnen konnte – das muss eine Lebenszeit an Übung erfordert haben.
Auch Ellsworth Kelly hat mich stark beeinflusst. Ich mochte seine Fotografien, die so abstrakt wirkten, dabei aber tatsächlich natürliche Umgebungen zeigten. Immer wenn ich seine geschwungenen Gemälde sehe, erkenne ich darin Landschaften. Und Agnes Martin darf ich auch nicht unerwähnt lassen. Ihre Schriften und ihre wunderschönen, ruhigen und zarten Werke waren vor allem in meinen frühen Jahren eine grosse Inspirationsquelle.
GAT: Was bedeutet der Titel The Light that Carries Me für Sie persönlich?
SA: Das vorletzte Werk, das ich für die Ausstellung gemalt habe, war eine grosse goldene japanische Zelkove – daraus wurde The Light that Carries Me.
Es fühlte sich vollkommen richtig als Titel für unsere Ausstellung an. Selbst wenn Dinge schwierig erscheinen, selbst wenn ich Angst habe – das Licht kehrt immer zurück. Ich glaube, es ist allgegenwärtig, immer bereit, wieder aufzusteigen.