Joan Hernández Pijuan

Hommage à Joan Hernández Pijuan

28.8.2009 - 17.10.2009

 

Joan Hernández Pijuan unternimmt in seinem Spätwerk nichts Geringeres, als dass er den unfassbaren Raum – die Leere – zu malen versucht. Oft schreibt der Künstler monochrom bemalten Bildflächen einen zeichnerisch gezogenen Rahmen ein. Ein Bild im Bild entsteht. Die Binnenfläche bleibt meist leer. Vereinzelt ist sie mit archetypischen Zeichen oder kruden Mustern belebt, die mit dem Farbgrund kommunizieren. Dagegen formulieren die Bilder mit dicht gesetzten Strukturen eine apotropäische Geste gegen den Horror vacui. Doch selbst hier scheinen die Wiederholungen gleichförmiger Elemente der Leere eng verwandt zu sein, was  Joan Hernández Pijuan in einem Interview auch bestätigte.

 

Die Kunst von Joan Hernández Pijuan reflektiert die Grundlagen der Malerei, ihre Mittel und Möglichkeiten. Dies geschieht aus der pragmatischen Sichtweise eines Malers, der nicht vorgefasste Ideen verfolgt, sondern der Spontaneität den grösstmöglichen Raum zugestehen will. In die noch feuchten, mit dem Spachtel aufgetragenen Farbschichten drückt der Maler mit einem Kohlestift seine Zeichnung ein und legt so unterlegte Farbschichten frei. Der zeichnerische Eingriff muss präzise und schnell geschehen. Der Künstler verwendet einen fast kalligraphischen Gestus, und bestimmt mit fliessenden, oft ununterbrochenen Linien die Konturen der Bildelemente.

 

Die Werke von Joan Hernández Pijuan sprechen von höchster Konzentration. Ihre Einfachheit soll nicht über ihre Komplexität hinwegtäuschen. So bedingt der konkrete Bildraum die Auseinandersetzung mit den elementaren, malerischen Qualitäten. Farbe ist für ihn fundamental und hat in ihrem Auftrag Spannung und Transparenz zu erzeugen. Die Linie soll die Gegenstände in ihren essentiellen Grundzügen erfassen und muss so gesetzt werden, dass sie die gesamte Bildfläche mit strukturiert.

 

Mit der eigentlichen Komposition versucht der Künstler, das Bildgeschehen gegenüber dem Aussenraum zu isolieren und ihm einen Eigenraum zu verschaffen. Die seitliche Einfassung des Bildraums ist ein Charakteristikum der reifen Werke. Neben den eingefügten, bisweilen ornamental ausgeschmückten Bilderrahmen treffen wir überdies auf ausfransende Malflächen, die als Bildrand formulierte, darunter liegende Farbschichten freigeben.

 

Das Spätwerk von Joan Hernández Pijuan weist einen hohen Abstraktionsgrad auf. Er möchte jedoch nicht als abstrakter Künstler klassifiziert werden. Der Maler lässt sich von der Landschaft Kataloniens inspirieren, mit der er seit seiner Kindheit verbunden ist. In seinen Gemälden reproduziert er seine Empfindung für ihre offenen und intimen Räume, ihre Farben und Lichtverhältnisse. Damit schafft er evokative Bilder, die metaphorisch die opulente Sinnlichkeit der oft kargen Landschaft einfangen.

 

Joan Hernández Pijuan zählt zu den herausragenden Gegenwartskünstlern Spaniens. Sein Schaffen ist längst international anerkannt. Dies belegen seine rege Ausstellungstätigkeit und die Präsenz seiner Werke in bedeutenden Sammlungen wie dem Museum of Modern Art und dem Metropolitan Museum in New York. In der Blüte seiner internationalen Ausstellungstätigkeit ist der Künstler 2005 im Alter von 74 Jahren verstorben. Das Museum Reina Sofia in Madrid würdigt im Jahr 2012 sein Werk in einer umfangreichen Retrospektive. In ihrer Hommage an Joan Hernández Pijuan zeigt die galerie andresthalmann ausgewählte Spätwerke.

 

Ruth Littman

 

Biografie

Presse Text Hommage à Joan Hernández Pijuan (pdf)